Reparieren macht Schule

2018 hat die Veolia Stiftung das Projekt "REPARIEREN MACHT SCHULEmit Fördermitteln in Höhe von 20.000 Euro unterstützt. Mit den Fördermitteln wurden unter anderem eine Holzwerkstatt und  eine Modifikation des pädagogischen Konzepts finanziert, die es der Rudolf-Steiner-Schule Schwabing  ermöglichten, ihr Projekt noch weiter anzutreiben. 

Seitdem besteht ein enger Kontakt zwischen den Projektinitiatoren und der Veolia Stiftung, die gemeinsam versuchen Nachahmer für das Projekt zu finden und somit auch weiteren Schulen eine Möglichkeit zu geben,  ihren Schülern die Themen Ressourcenschonung, Abfallvermeidung, Klimaschutz und praktisches Nachhaltigkeits-Lernen näher zu bringen.  Um den Einstieg in das Projekt zu erleichtern, unterstützt die Stiftung ausgewählte Schulen, die sich dieser einzigartigen Möglichkeit annehmen.

Interview mit Walter Kraus, Projektleiter und Initiator des Projekts „Reparieren macht Schule“

Lieber Herr Kraus, wir freuen uns, dass die Rudolf-Steiner-Schule mit „Reparieren macht Schule“ zu den ersten Förderprojekten der Veolia Stiftung nach dem neuen Förderkonzept gehört. Könnten Sie uns bitte zunächst erklären, welche Idee hinter Ihrer Initiative steckt?

Mit einer Reparatur würdigen wir die Tatsache, dass in einem defekten, aber durchaus noch funktionsfähigen Apparat natürliche Ressourcen stecken, die man nicht so einfach wegwerfen darf. Die Reparatur ist deshalb ein erster wichtiger Schritt in Richtung Ressourcenschonung und Klimaschutz. In dem defekten Gerät stecken auch kulturelle Leistungen von Menschen, die dieses Gerät entwickelt und gebaut haben, und die man genauso wenig achtlos wegwerfen darf. Und nebenbei macht das Reparieren natürlich auch ganz viel Spaß und ist für die Beteiligten eine ungeheuer erfüllende Tätigkeit. Man hat wieder etwas ans Laufen gebracht, und gleichzeitig hat man die Funktionsweise des Geräts auch von Grund auf verstanden. Das alles kenne ich nicht nur theoretisch, sondern ich selbst bin auch ein begeisterter Reparier! Aus all diesen Gründen fand ich, dass das Thema zur schulischen Bildung gehört. Denn wenn Nachhaltigkeit wirksam verankert werden soll, ist es sinnvoll, bereits Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, solche Erfahrungen zu machen – und das führte zur Gründung der Schüler-Reparaturwerkstatt. Hier reparieren Schüler*innen aller Altersstufen defekte Geräte – und zwar nach der Methode des entdeckenden Lernens. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Reparaturanleitern, die jedoch nur dann helfen, wenn die Schüler*innen allein nicht weiterkommen. Wir leben zwar in der Wegwerfgesellschaft, trotzdem sind Nachhaltigkeit und Reparatur für unsere Schüler*innen inzwischen vertraute Begriffe geworden, und das hinterlässt vielfältige Spuren in ihrem Handeln, z.B. in ihrem Kaufverhalten. Außerdem ist der praktische Nutzen ihrer Erfahrungen in der Schüler-Reparaturwerkstatt groß, denn sie können noch ein ganzes Leben lang reparieren, statt wegzuwerfen.

Was genau haben Sie mit den Fördermitteln der Stiftung vor?

Unsere im April 2016 gegründete Schüler-Reparaturwerkstatt für Elektro- und Elektronikgeräte wird mit den Fördermitteln um eine Holzwerkstatt erweitert, um auch Holzspielzeug und Schulmöbel reparieren zu können. Auch müssen hierfür ehrenamtliche Reparaturanleiter*innen gewonnen und eingeführt werden. Zusätzlich ist eine Modifikation des pädagogischen Konzepts erforderlich, da der Umgang mit Holz differenzierte Vorgehensweisen des entdeckenden Lernens erfordert. Dabei wird eine erfahrene externe Berufspädagogin unterstützen, die wir mit den Fördermitteln der Stiftung finanzieren. Sie wird zudem die Arbeit in der Holzwerkstatt wissenschaftlich begleiten, wie dies bereits in der Elektro-/Elektronik-Werkstatt geschehen ist. Die Ergebnisse finden Eingang in den zweiten Teil des Praxisleitfadens „Reparatur macht Schule“, den die Schule für interessierte Nachahmer bundesweit herausbringt. Die Layout- und Druckkosten werden auch durch die Fördermittel der Stiftung finanziert.

Sie verstehen Kreislaufwirtschaft vor allem als Bildungsauftrag. Welche Herausforderungen erwarten Sie bei der Umsetzung Ihrer ambitionierten Projektziele?

Bisher haben ca. 60 Schüler*innen der Klassenstufen 5 bis 11 die Reparaturwerkstatt durchlaufen. Das Projekt wird kontinuierlich weiterentwickelt – neben dem Aufbau der Holzwerkstatt werden wir auch die Reparatur und das Upcycling von Kleidung anbieten, so erreichen wir weitere Schüler-Kreise, die den Reparatur-Gedanken verinnerlichen.

Welche langfristigen Pläne haben Sie für Ihr Projekt „Reparieren macht Schule“? Wie können die Veolia Stiftung und Ihr Veolia Pate Sie auf diesem Weg unterstützen?

Unser Ziel ist, dass noch viele Schulen Schüler-Reparaturwerkstätten einrichten. Die Stiftung und unser Pate können uns durch die Mithilfe bei der Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit unterstützen. Der Praxisleitfaden „Reparieren macht Schule“, der auf Basis unserer Erfahrungen erstellt wurde und der allen interessierten Schulen zur Verfügung gestellt wird, dient der Öffentlichkeitsarbeit. Mit einer zweitägige Release-Veranstaltung für den Praxisleitfaden, dem Bilden eines Netzwerks von umsetzungsbereiten Schulen, dem Bekanntmachen des Praxisleitfadens durch mehrere Publikationen in schul-zugänglichen Organen und einer kontinuierlichen Beratung der umsetzenden Schulen durch das Team der Schüler-Reparaturwerkstatt wollen wir den Reparaturgedanken in Schulen etablieren.
Schön wäre es auch, wenn die Veolia Stiftung bzw. unser Pate Herr Wolfgang Schäfer uns beim Aufbau einer Webseite für die Schüler-Reparaturwerkstatt unterstützen könnte.

-> www.schueler-reparaturwerkstatt.de

Christoph Arndt und Isabel Taubert, Montessori Schule im Olympiapark

Die Jungs aus unserer Reparier-Werkstatt waren ganz begeistert und sind sehr stolz darauf, dass die Veolia Stiftung uns unterstützt. Wir haben im Jahr 2020 ungefähr 40 Dinge repariert: von einem Oma-Sessel bis hin zur Kaffeemaschine. Eine tolle Wertschätzung der Reparier-Arbeit der Kinder.

Walter Kraus, Projektleiter und Initiator des Projekts „Reparieren macht Schule“

Mit einer Reparatur würdigen wir die Tatsache, dass in einem defekten, aber durchaus noch funktionsfähigen Apparat natürliche Ressourcen stecken, die man nicht so einfach wegwerfen darf.