DIY-Mikro-Biogasanlage

 

Projektträger

2009 kamen die Initiatoren des Vereins in das Gängeviertel, um es vor Verfall und Abriss zu retten und in der Hamburger Innenstadt einen Raum zu schaffen, in dem Neues entstehen kann. Zehntausende Gäste aus aller Welt haben seitdem Ausstellungen, Konzerte und Lesungen besucht oder über Stadtentwicklung diskutiert. Seit 2010 gibt es zusätzlich eine Gängeviertel Genossenschaft, deren Ziel es ist, die Häuser des Gängeviertels zu sanieren und zu verwalten, damit sie ein nicht-kommerzieller, politischer, künstlerischer und sozialer Ort für alle sein können. Drei Gebäude sind bereits saniert, weitere neun sollen in den kommenden Jahren saniert werden - darüber wird derzeit mit der Stadt Hamburg verhandelt. Die UNESCO kürte das Gängeviertel zum „Ort kultureller Vielfalt“, der ein „anderes Verständnis von Stadtentwicklung und gesellschaftlicher Teilhabe“ verkörpert.
Im soziokulturellen Zentrum Gängeviertel sind rund 200 Menschen in verschiedenen gemeinnützigen Einrichtungen und ihren Ateliers aktiv. Für die Ateliernutzungen im Gängeviertel gibt es einen Gemeinschaftsbereich mit Küchenfläche, wo die Mitglieder gemeinschaftlich mit mitgebrachten Lebensmitteln kochen und essen können. Des Weiteren gibt es im Quartier und der Nachbarschaft mehrere Gastronomien (in eigener Rechtsform), in denen ebenfalls Bio-Abfälle anfallen – der Ausgangspunkt dieses Projektes.

 

Förderprojekt

Es soll eine „Do-It-Yourself-Biogas-Anlage im Kleinformat“ erstellt werden – speziell für den Einsatz in lokalen Gemeinschafen im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Sie soll im Gängeviertel installiert und sowohl als Vorführ- und Lernobjekt für soziokulturelle Initiativen, als auch bei öffentlichen Veranstaltungen regelmäßig präsentiert werden. Die Anlage kann aus mitgebrachten Bioabfällen, die in der Nachbarschaft anfallen, Gas für die Nutzung in einem Gaskocher und Dünger für die Gärten der Umgebung erzeugen.  
 
Fachlicher Hintergrund zur Anlage:
Insbesondere in wärmeren Entwicklungsländern sind vereinzelt Haushaltsbiogas-Fermenter anzutreffen, die oft viel Platz einnehmen, nur bei höheren Außen-Temperaturen funktionieren und sehr geruchsintensiv sind. Das zu fördernde Projekt will das Konzept für die Ansprüche moderner urbaner Gesellschaften weiterentwickeln: Eine „DIY-Mikro-Biogas-Anlage“ - klein, einfach zu verwenden und ohne Gestank!
Die „DIY-Mikro-Biogas-Anlage“ benötigt wenig Platz durch das verwendete Feststoffverfahren (bei gleichzeitiger Wasserersparnis). Der Betrieb ist auch bei niedrigen Temperaturen einfach möglich. Der „Batchbetrieb“ ermöglicht einen hermetischen Verschluss gegen Geruchsbelästigungen. Das im Reaktor produzierte DIY-Mikro-Biogas wird als Kochgas für den direkten Verbrauch z.B. in Gasblasen (PVC oder gewebeverstärktes Vinyl) druckfrei zwischengespeichert. Dieser Zwischenspeicher ist zur Sicherheit entfernt von den Nutzer_innen gelagert. Ein erstes Funktionsmodell, für das alle Elemente mit Handwerkzeug aus Standardmaterialien preiswert hergestellt wurden, hat bereits eine Testphase erfolgreich absolviert.
 
Projektziel:
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es das Konzept des DIY-Mikro-Biogas zusammen mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft einer breiten Öffentlichkeit erfahrbar zu machen: Ein Stoffkreislauf für die unabhängige Verwertung der eigenen Bio-Abfälle, eine Alternative zur bestehenden Einbahnstraße von Lebensmittelimport, Konsum und Abfallexport.
Die Öffentlichkeitswirksamkeit soll einerseits durch Publikationen und andererseits durch Veranstaltungen erreicht werden:

  • Open Source Anleitung: Im Rahmen des Projekts wird eine Open-Source-Bauanleitung erstellt und kostenfrei verbreitet. Sie soll das Konzept verständlich machen und explizit Menschen zum Nachbau der Anlage motivieren. Die Anleitung soll der Allgemeinheit langfristig und kostenfrei zur Verfügung stehen, um den Bildungs-Effekt des Projektes nachhaltig werden zu lassen (besonders wenn die Anlage zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr als Anschauungsobjekt vorhanden ist).
  • Veranstaltungen: Parallel dazu werden mit der DIY-Mikro-Biogas-Anlage als Vorführ- und Lernobjekt halbtägige und kostenfreie Workshops, Vorführungen oder temporäre Ausstellungen im Gängeviertel realisiert. (Beitrag zur Berufs- und Bevölkerungsbildung im Gängeviertel)
  • Outreach: Aufbauend auf dem bestehenden Netzwerk der Initiatoren und des Gängeviertels soll dieses Projekt in den Austausch mit anderen Initiativen treten

 
Initiatoren:
Die Initiatoren des Projekts sind Diplom-Designer Till Wolfer, der Teil der Künstlergruppe N55 ist, und Biotechnologe Dr. Dirk Manns. N55 ist eine international anerkannte Künstlergruppe. Sie stellt ähnlich gelagerte Projekte aus dem Bereich der angewandten Kunst/erweiterten Kunstbegriffes seit gut 20 Jahren auf internationalen Kunstausstellungen und Biennalen aus (Ausstellungsliste: http://www.n55.dk/CV.html) N55 ist eine Plattform für Menschen, die zusammen arbeiten, leben und ihre Produktionsmittel teilen wollen. Für N55 ist Kunst eine Form der Kommunikation. Ein Weg um signifikante Situationen zu erzeugen, die Menschen inspirieren, ihre Alltags­gewohnheiten zu überdenken und zu ändern: von Open Source Hardware über mobile Micro-Häuser & Systeme für autarke Energieproduktion bis zu DIY-Tools zur Stadtaneignung. Im Mittelpunkt steht die Ermächtigung der Nutzer_innen, sich die Basis für ein selbstbestimmteres und unabhängigeres Leben selbst herstellen zu können. Alle Projekte von N55 sind Open Source und werden als Bauanleitungen/MANUALS online veröffentlicht:

 

Förderbetrag

  Die Veolia Stiftung unterstützt das Projekt mit 18.000 Euro.